Lösungen für Konflikte
Bereits Anfang der Nuller-Jahre beklagten Bürger*innen des Waldtals und soziale Organisationen den menschenunwürdigen Zustand der Obdachlosenwohnungen und die mangelnde Perspektive für die dort lebenden Menschen. Die Wohnungen waren marode und die Bewohnerinnen und Bewohner mussten sich mit einer ihnen fremden Person die Wohnung mit Küche und Nassbereich teilen. Konflikte waren damit vorprogrammiert. Außerdem blieben die Menschen über Jahre in dieser Unterbringung, da es kaum gelang, einen Weg in ein normales Mietverhältnis zu finden.
Konzept zur Wohnungslosigkeit 2014
2014 erarbeitete die Stadt Marburg in Zusammenarbeit mit verschiedenen Akteuren ein Konzept zur Wohnungslosigkeit, um obdachlosen Menschen adäquate Unterstützung zu bieten und ihnen Wege aus der Obdachlosigkeit zu eröffnen. Auf Initiative des AKSB und des Zentrums für Psychose und Sucht der Sozialen Hilfe Marburg wurde zunächst gemeinsam mit der Wohnungslosenhilfe der Diakonie unter Leitung der städtischen Verwaltung, hier Fachbereich Soziales, eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die es sich zur Aufgabe machte, auf Grundlage des Konzepts konkrete Maßnahmen zu erarbeiten. In der Gruppe arbeiten neben den genannten Organisationen auch Vertreter des Wohnheims der Hephata mit. Später wurde die Arbeitsgruppe durch die Wohnungsbaugesellschaften ergänzt. Im Mittelpunkt der Arbeit stand die Frage nach der Perspektive für Obdachlose.
Erst Probewohnen, dann Mietvertrag
Hier wurde nun das Konzept des Probewohnens entwickelt, um bei den Wohnungsbaugesellschaften Wohnraum für Obdachlose zu akquirieren. Seit 2018 stellen die Wohnungsbaugesellschaften Wohnungen für Obdachlose zur Verfügung, zunächst ein Jahr auf „Probe“. Nach einem Jahr wird das „Probewohnverhältnis“ in ein normales Mietverhältnis umgewandelt. Aktuell gibt es acht Probewohnungen, zwei reguläre Mietverhältnisse wurden geschlossen. Auch ein privater Vermieter hat sich dieser Initiative angeschlossen und eine Wohnung zur Verfügung gestellt.
Enge Zusammenarbeit zwischen Sozialarbeit und Wohnungsbaugesellschaften
Die beste Maßnahme gegen Obdachlosigkeit ist die Prävention. Damit Menschen ihren Wohnraum behalten können und der Bedarf an Obdachlosenwohnungen nicht immer weiter steigt, wurde deshalb bereits 2000 auf Initiative der GeWoBau der Arbeitskreis Wohnraumsicherung ins Leben gerufen. Hier entstand eine enge Verzahnung zwischen Wohnungsbaugesellschaften und Sozialarbeit, um gefährdete Einzelpersonen und Familien beim Erhalt ihrer Wohnungen zu unterstützen und damit den Weg in die Obdachlosigkeit zu verhindern. Dadurch wurde das Problem der Wohnungsnotfälle erheblich reduziert.