Schön war es: Jetzt steht für Sie hier das Video "Tischlein - ein Rückblick: Die Erinnerung bleibt" bereit
„Ein toller Erfolg und eine friedliche Festmeile, auf der Menschen jeden Alters und aus allen Teilen der Stadt sowie viele Gäste Marburgs sieben Stunden gemeinsam gefeiert haben“, freut sich Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. „Ich habe nur fröhliche Menschen getroffen und in zufriedene Gesichter geblickt.“ Die Besucher*innenzahl habe alle Erwartungen weit übertroffen, zog er am Abend Bilanz. „Die ganze Stadt zusammen bei einem Fest: Die Menschen, die ins unserer Stadt etwas bewegen, das war der wirkliche Höhepunkt von Tischlein-deck-dich“, hob Marburgs Oberbürgermeister dabei das „gelungene Miteinander“ das „Zusammenkommen“ als Kern des 800. Stadtgeburtstages hervor.
„Es gibt keinen anderen Ort, an dem man ein Fest in Marburg so feiern kann“, ging auch Marburg800-Kurator und Tischlein-Projektleiter Dr. Richard Laufner auf die Konversion der Stadtautobahn für die große Hauptfeier zum Stadtjubiläum ein. Mit der B3 verbinden viele Marburger*innen „eine ganz spezielle Gefühlslage“. „Wir haben die Autobahn an diesem Tag den Menschen zurückgegeben, die nicht Auto fahren“, so Spies. „Wenn man schnell aus der Stadt herauskommen will, liebt man sie, wenn man in Marburg lebt, zerschneidet die B3 die Stadt“, so Kurator Laufner. Insofern bedeute das Tischlein auch kleines Stück klimafreundliche Utopie, weil auf dieser Straße den ganzen Tag über Besucher*innen zu Fuß, per Rad, Roller oder Skates unterwegs waren und fast alle übrigen mit dem ÖPNV gekommen sind. Staus und Verkehrsprobleme blieben aus.
Friedliche Festmeile für Menschen jeden Alters und aus allen Teilen der Stadt
Dass das tatsächlich gelingen konnte, war ein langer Weg: Gut zwei Jahre nach der ersten Idee für die Jubiläumstafel auf der Stadtautobahn wurden schließlich am Sonntagmorgen um 5 Uhr morgens die Umleitung um Marburg herum eingerichtet und in der Stadt selbst auf der B3 die Sperrbaken aufgestellt. Rund 300 Menschen waren am Festtag selbst im Einsatz, damit „Tischlein-deck-dich“ gelingen konnte: aus der Stadtverwaltung und dem Marburg800-Jubiläumsbüro, aus Ordnungsbehörden, Verkehrssicherung, Polizei, Feuerwehr, Gefahrenabwehr, Security, Dienstleistungsbetrieb und Stadtwerke Marburg, DRK, THW, Landkreis, Hessen Mobil und weiterer Behörden, außerdem ehrenamtliche Helfer*innen sowie Marburger Firmen, die die lange Geburtstagstafel mit den Festzeltgarnituren, die Bühnen, die über 30 Stände der Food- und Infopoints am Morgen auf- und bis spät in die Nacht wieder abbauten, um so die ungewöhnliche Festmeile zu ermöglichen.
Hauptakteurin der Großveranstaltung war die vielfältige Marburger Stadtgesellschaft selbst an den 800 Tischen auf der Festmeile von Höhe Campingplatz bis zum Hauptbahnhof. Wo an normalen Tagen rund 40.000 Autos mit bis zu 100 Stundenkilometern vierspurig über den Flüsterasphalt fahren, gestalteten Menschen aus fast 400 Vereinen, Institutionen, Nachbarschaften, Organisationen, Unternehmen und Freundeskreisen, aus der Innenstadt wie aus den Stadtteilen, aus der Region und aus Partnerstädten für die Besucher*innen ein buntes Programm: ob Samba mit dem Ausländerbeirat, Rolli-Parcours, Speedstacking mit Bechern, Fechten auf der Autobahn, Chöre oder Orchester, Öldosenwerfen beim Klimaschutz, Fahrradmitmachaktionen, Clean-up im Trashkostüm, DJ-Loungemusik, Rock-Pop oder Trachtentanz, ob Kinder-Liedermacherin, Herzen aus Schiefer schlagen oder selbst gekelterter Apfelsaft der Streuobstwiese, Wünsche für Marburg, Medizin, Glaube, Gesellschaft, Geschichte, Kletterwand oder Bildung und Kultur vor Ort.
Die angesagten schweren Gewitter über Marburg blieben aus. So sorgten die Menschen aus Marburg und dem Umland für eine bunte Flaniermeile zum 800. Stadtgeburtstag auf der B3. Damit erfüllte sich das Leitmotiv der Veranstaltung, das Kurator Laufner zuvor mit „Das Publikum ist der Star“ und dem Jubiläumsmotto „Wir sind Marburg800“ beschrieben hatte. So nutzten die Menschen den Tag auf der Stadtautobahn auch zum Kennenlernen, zum Austausch, Ausruhen und zum Treffen mit gemütlichem Beisammensein in – im wahrsten Sinn des Wortes – großer Runde.
Das Miteinander als Kern der Geburtstagstafel
„Einen entspannten Pfingstsonntag und ein gelungenes Miteinander “, hatte OB Spies schon zur offiziellen Eröffnung allen Gästen des Festtags gewünscht. Zusammen mit Kurator Laufner, Bürgermeisterin Nadine Bernshausen, Stadträtin Kirsten Dinnebier, Stadtverordnetenvorsteherin Elke Neuwohner, Staatssekretär Sören Bartol, dem Landtagsabgeordneten Jan Schalauske und Vertreter*innen der Umlandgemeinden gab Spies begleitet vom VfL Blasorchester um 11 Uhr auf der Hauptbühne in Höhe der Alten Universität den Startschuss für „Tischlein-deck-dich“. Und gleich zum Auftakt stimmten die ersten Besucher*innen sangesstark ins „Heute feiern wir Geburtstag“ des Chöre Kultur Hauses ein. Eugen Anderer, Leiter der Marburger Musikschule, dankte stellvertretend für die vielen „Tischlein“-Teilnehmenden aus der ganzen Stadtgesellschaft für die Möglichkeit, „den Tag auf der B3 entschleunigt zu genießen und Marburgs Vielfalt zu zeigen“.
Hier und auf weiteren fünf Bühnen gab es den ganzen Tag über Programm – gestaltet unter anderem von der Musikschule und dem Haus der Chöre, einem Pfingstgottesdienst des ökumenischen Arbeitskreises, vom Zusammenschluss der Marburger Clubs United, von Orchestern und Chören, Gruppen der Jubiläumstafel, Bands, der Oberhessische Presse, dem Landkreis oder dem Klimabündnis, Vereinen und Initiativen.
So lebhaft, musikalisch, informativ und gesellig das Fest zum Flanieren auf der „Tischlein-Spur“, so bewegt zeigte sich die „Mobilitäts-Spur“: Schon am Vormittag nutzten viele Menschen die freie Bahn zum Radeln, Inlineskaten oder Rollerfahren. Gegen Mittag waren schon gut 20.000 Akteur*innen und Gäste auf dem Fest. Mit Eintreffen der Teilnehmenden des „Lahntal-Total“-Sonntags auf der B62 am Nachmittag wuchs die Zahl der „Tischlein“-Gäste auf rund 50.000 Menschen an. „Die Stimmung war außerordentlich positiv und die Intensität der Nutzung auf der Fahrradspur hoch“, so OB Spies zum besonderen Datum des 5. Juni 2022. „Das freut uns sehr.“ Am 5. Juni jährte sich der Internationale Umwelttag zugleich zum 50. Mal. Deshalb stand auch das Radfahren beim Stadtgeburtstag auf der B3 mit Attraktionen und Service im Mittelpunkt – unter anderem mit mobilem Fahrradmuseum, historischen Rädern und Mitmachaktionen, Codierung der Polizei, Waschanlage und Touren von Vereinen auf die Besucher*innen.
Zweiräder auf der Mobilitätsspur wo sonst 40.000 Autos rollen
An fünf Übergängen, errichtet vom THW über Leitplanken und Grünstreifen hinweg, wechselten die Gäste rege zwischen „Tischlein“- und „Mobilitätsspur“ hin und her. Mehr Zeit als geschätzt hatten am Morgen angesichts der Einmaligkeit des Ereignisses die Abnahme und Freigabe der Sperren auf der B3 in Anspruch genommen. Das hatte Auswirkungen auf den Aufbau, der sich verzögerte. So tummelten sich zu Beginn schon Gäste auf den Fahrbahnen, während gleichzeitig noch Tische gestellt werden mussten. „Aber Sicherheit muss vor Schnelligkeit gehen“, erklärte Lagestabsleiterin Carmen Werner zur Tatsache, dass schließlich mit Muskelkraft statt Gabelstaplern an der großen Tafel weitergearbeitet werden musste.
An fünf Info-Points boten nach dem Aufbau „Tischlein“-Lagepläne, Marburg800-Programmbücher, Wissenswertes zum Event sowie literweise Desinfektionsmittel. An vier Food-Points gab es Speis und Trank – von der veganen Bowl und Marburg800-Sekt über regionale Burgerkost bis zum Insekten-Topping. Menschen mit Einschränkungen standen Guides zur Seite, organisiert von der Freiwilligenagentur Marburg-Biedenkopf.
Der gesamte ÖPNV in der Stadt Marburg war am Pfingstsonntag frei, mit Zusatzfahrten durch die Stadtwerke, einem Shuttle-Service vom Messeplatz zur alten Universitätsbibliothek und den weiteren Tischlein-Zugängen. Wegen des Großereignisses „Lahntal Total“ war auch das Bahnfahren zwischen Marburg und Biedenkopf kostenfrei.
„Bewährt für die Sicherheit der gesamten Großveranstaltung hat sich die strategisch günstige Lage des Tischlein-Lagestabs. Hier haben die beteiligten Organisationen und Behörden den ganzen Tag über hervorragend zusammengearbeitet und auf alle Ereignisse schnell reagieren können“, berichtete Carmen Werner, Leiterin der Marburger Feuerwehr und Chefin des Stabs, der das Geschehen auf der aus der Zentrale in der Hauptfeuerwehrwache nur wenige Meter von der Stadtautobahn im Blick hielt. Von dort informierte auch das Marburg800-Jubiläumsbüro fortlaufend über einen Ticker auf seinen Social-Media-Kanälen über aktuelle Meldungen, Verkehrslagen und Gästezahlen.
„Bummeln statt rasen, begegnen statt hupen und alles mit ganz neuer Perspektive sehen. Schön war es“ und „Wie viele tolle Initiativen es in Marburg gibt, die sich für andere einsetzen, echt gut“ lauteten nur zwei von vielen Kommentare im digitalen Tischlein-Gästebuch.
Nach dem Ende der Großveranstaltung auf der B3 um 18 Uhr begann das Aufräumen, damit die Stadtautobahn am Pfingstmontag um 1 Uhr nachts wieder für den Verkehr freigegeben werden kann. Und wer den Stadtgeburtstag weiter feiern wollte, konnte auf das an der Flussbühne des Hafenfestes oder im Erwin-Piscator-Haus tun: Dort stieg die After-Show-Party der Marburger Clubs United.
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Tischlein - ein Rückblick: Die Erinnerung bleibt!
50.000 Besucher*innen, 800 Tische, 7 Stunden: Mit einem großen Fest auf der gesperrten Stadtautobahn hat Marburg mit seinen Gästen das 800. Stadtjubiläum gefeiert.