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In der Reinhardsbrunner Chronik wird Marburg erstmals als Stadt genannt. Im 13. Jahrhundert entwickelte sich die Stadt insgesamt rasant weiter.

Von der Ersterwähnung bis zum Happy Birthday: Das Stadtjubiläum 2022
„Cum burgensibus civitatis“ – Wir sind Marburg800!

„Cum burgensibus civitatis“ – „mit den Bürgern der Stadt“. Aktueller hätte es die Reinhardsbrunner Chronik kaum formulieren können, als sie den Besuch des Thüringischen Landgrafen Ludwig 1222 in Marburg erwähnte. „Landgravius Ludovicus pius“, auch ohne großes Latinum leicht übersetzbar als „der fromme Landgraf Ludwig“, weilte in der Stadt Marburg, um mit den Bürgern Stadtangelegenheiten zu klären. Das war in der feudalistischen Landgrafschaft Thüringen, zu der auch Hessen und Marburg gehörten. Ludwigs Frau sollte nach Marburg mitkommen.

Aber die hochschwangere Landgräfin Elisabeth, die schon 13 Jahre später heiliggesprochen und eine der wichtigsten Heiligen der Christenheit werden sollte, schaffte es nicht mehr und gebar am 28. März 1222 auf der landgräflichen Residenz Creuzburg ihren Sohn Hermann. Was den Vorteil für uns hat, dass wir daher das genaue Datum des Aufenthaltes Ludwigs in der „Ecclesia Maior“ wissen, der großen Stadtkirche von Marburg – heute Lutherische Pfarrkirche Sankt Marien.

„Cum burgensibus civitatis“ - die erste urkundliche Erwähnung Marburgs als „Civitas“, als Stadt, modern übersetzt: als „Stadtgesellschaft“, entscheidet üblicherweise über die Datierung eines Stadtjubiläums. Damals galt der Besuch des Landgrafen der Herrschaftssicherung. Heute, im demokratisch verfassten 21. Jahrhundert, dürfen wir das jubiläumsstiftende „cum burgensibus civitatis“ ohne übergroße PR-Diktion im Sinne der demokratischen Beteiligung für alle ganz selbstbewusst weiterentwickeln: „Wir sind Marburg800!“

Fest der Stadtgesellschaft und der Gäste aus aller Welt

„Cum burgensibus civitatis“ – dieses Jubiläum soll also keine PR-Veranstaltung des Magistrats sein, keine Selbstbespiegelung der politischen Klasse oder der Funktionsträger*innen der Universitätsstadt, es soll keine Herrschaftsgeschichte präsentieren oder historische Schönfärberei sein. „Wir sind Marburg800“ ist ein Jubiläum der Stadtgesellschaft und unserer Gäste aus aller Welt, wir feiern mit Menschen aus allen Nationen. Ziel von Marburg800 ist die breitestmögliche Beteiligung.

Zum Stadtjubiläum Marburg800 gehört die Erinnerung an die großen Momente, nicht zuletzt an den phänomenalen Aufschwung der Stadt im 13. Jahrhundert. Dazu gehören auch die dunklen Phasen der Stadthistorie, die kritisch aufgearbeitet werden. Dazu gehören Universität und Wirtschaft, Institutionen und Persönlichkeiten, Kultur und Sport, Kernstadt und Stadtteile, Frauen und Männer und alle jenseits dieser Zuordnung, „Ureinwohner*innen“ und alle temporären oder dauerhaften Zuwanderer*innen aus den 141 Ländern, die Marburg so wunderbar international machen. Das sind die „burgenses civitatis“, des 21. Jahrhunderts, die dieses Jubiläum beleben werden.

„Cum burgensibus civitatis“ – keine Frage: In einer streitbaren Demokratie mit einer lebendigen Selbstverwaltung gehört dazu auch die Politik. Womit wir beim Beirat von Marburg800 sind. Der Beirat von Marburg800 setzt sich zusammen aus Politiker*innen und „burgenses“, also Bürger*innen. Er berät, gibt Anregungen und Empfehlungen. Denn die Politik soll mitwirken und hat nicht zuletzt die Budgetgewalt über Marburg800. Das ist lokale Demokratie und gut so!

Wie beim persönlichen Geburtstag: erinnern, feiern und in Zukunft blicken

Die Menschheit feiert wohl kein Fest, das weltumspannender und populärer, das individueller und allgemeiner ist als das Fest der Geburt, als ein Geburtstagsfest. Das gilt für Menschen, die geboren werden oder mit dem Lied „Happy Birthday!“ ihren soundsovielten Geburtstag feiern. Das gilt auch für Ereignisse. Und das gilt für Städte.

Und wie meist bei einem persönlichen Geburtstag wird es bei Marburg800 drei Blickrichtungen geben:

  • Wir werfen einen Blick zurück – Marburg erinnern
  • Wir wollen ausgelassen feiern mit allen Gästen dieses Jahrhundertjubiläums – Marburg erleben!
  • Wir versuchen, einen Blick in die Zukunft zu werfen – Marburg (er-)finden
    Zu sehen sind die Häuserdächer der Stadt Marburg und der pariser Eifelturm im Hintergrund.

    Die ganze Stadtgesellschaft lädt alle Bürger*innen und Gäste aus aller Welt zum Stadtjubiläum Marburg800 ein.

    Fotomontage: Chris Schmetz

Womit wir bei den drei großen Themenbereichen von Marburg800 sind: Marburg erinnern, Marburg erleben, Marburg erfinden. Die haben das Marburg800-Team und die verschiedensten Träger der Stadtgesellschaft mit einem beachtlichen programmatischen Leben erfüllt: Von der effektvollen 3D-Video-Mapping-Projektion der Marburg-Historie auf das Rathaus bis zum „Tag der Stadtgeschichte“ der Marburger Schulen nach dem Motto „Von Schüler*innen für Schüler*innen“. Von der Geburtstagstafel „Tischlein-deck-dich“ mit mindestens 800 Tischen auf der gesperrten B3 am Pfingstsonntag 2022 bis zur ersten Stadtschreiberin, deren Ergebnisse aus literarischen Stadt-Recherchen zu „Erinnern“, „Erleben“ und „Erfinden“ in eine populäre Freilichtproduktion des Hessischen Landetheaters Marburg einmünden wird. Von der bundesweiten Stadtmarketingtagung mit der inspirierenden Diskussion auch lokaler Fragestellungen über das Stadtentwicklungs-Brainstorming bis zu Zukunftslaboratorien und Projekten in den verschiedensten Formaten.

Vielfalt hat einen Grund: Wir machen was draus!

Die enorme Vielfalt hat einen Grund: Die Marburger Stadtgesellschaft wird bei Marburg800 nicht nur beschworen, sie hat sich bereits außerordentlich engagiert. „Wir sind Marburg800“ ist mehr als ein PR-Slogan. Die rund 200 Projekte, Veranstaltungen und Programmpunkte der zahlreichen Institutionen, Vereine und Einzelpersonen sprechen für sich.

„Cum burgensibus civitatis“ – wir machen was draus, denn „Wir sind Marburg800!“

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Marburg800: Marburg und das Jubiläum

© Januar 2022 - marburg800