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Anlässlich des Stadtjubiläums ist das Haus der Romantik gemeinsam mit dem Institut für Europäische Ethnologie/ Kulturwissenschaft der Philipps-Universität den Elisabethbildern des 19. Jahrhunderts, der Zeit der Romantik und Spätromantik, nachgegangen. Die Ausstellungseröffnung findet am 12. Juni um 11.30 Uhr im Historischen Rathaussaal statt.

Haus der Romantik
Elisabethbilder in der deutschen Spätromantik

Moritz von Schwind, Das Rosenwunder der Heiligen Elisabeth, Fresko auf der Wartburg, 1854, Foto: Nehrdich, Rolf W. (1943/1945)

Zum Jubiläumsjahr bietet das Haus der Romantik eine Ausstellung rund um „Elisabethbilder in der Spätromantik" an. Die Ausstellung bis zum 25. September ist ein Gemeinschaftsprojekt mit Studierenden des Instituts für Europäische Ethnologie/Kulturwissenschaft der Philipps-Universität, des Marburger Hauses der Romantik und der Universitätsstadt Marburg. Zur Ausstellung gibt es außerdem ein Rahmenprogramm.

Ausstellung „Elisabethbilder in der Spätromantik" (1848-1871)“

Eine Gruppe von Studierenden hat zu mehreren Themenschwerpunkten Materialien, Exponate, Abbildungen, Dokumente und schriftliche Zeugnisse gesichtet, analysiert, zusammengetragen und aufbereitet, die die unterschiedlichen Elisabethbilder in der Spätromantik bzw. im sog. „langen 19. Jahrhundert“ widerspiegeln.

Elisabeth von Thüringen (1207-1231), auch Elisabeth von Ungarn genannt und als Sinnbild tätiger Nächstenliebe im Katholizismus wie im Protestantismus verehrt, wurde aus machtpolitischen Erwägungen bereits als Kleinkind auf die Wartburg gebracht und dem Landgrafen von Thüringen versprochen. Nach der Vermählung und dem frühen Tod des Ehemanns, erhielt sie ein Wittum von 2.000 Silbermark und Ländereien bei Marburg zur lebenslangen Nutzung. Hier begann sie 1228 mit dem Bau eines Hospitals, in dem sie als einfache Spitalschwester ihr Leben den Armen und Kranken widmete. Sie verstarb bereits 1231 in Marburg und wurde auf Betreiben ihres Beichtvaters Konrad nach nur vier Jahren heiliggesprochen. Im Jahr der Heiligsprechung 1235 begann man mit dem Bau der Marburger Elisabethkirche, ihrer Grabeskirche, die als älteste gotische Kirche Deutschlands die Stadt an der Lahn weithin bekannt machte.

Wie veränderte sich das Elisabethbild ausgehend von der Französischen Revolution bis zur Wende zum 20. Jahrhundert? Im Kontext der Ideale von Aufklärung und Revolution kam es zur Gründung von Nationalstaaten. Ferner ruht das 19. Jahrhundert auf den tragenden Eckpfeilern der Industrialisierung, des demografischen Wandels, der Durchsetzung des nationalstaatlichen Prinzips sowie der Verbürgerlichung der Gesellschaft. Auch Wissenschaft und Bildung gewannen in allen Gesellschaftsschichten zunehmend an Gewicht. Vor diesem Hintergrund konnte die Figur der Heiligen Elisabeth vielfach interpretiert, diskutiert, gedeutet und umgedeutet werden: Als nationalstaatliche Ikone, als Sozialreformerin, als romantisch verklärte Heldin in Sagen und Erzählungen, als Namensgeberin zahlreicher sozialer und kultureller Institutionen und Organisationen oder als Idealgestalt preußischprotestantischer Tugendhaftigkeit. Sie begegnet uns in den großen Monumenten der Erinnerung ebenso wie in unscheinbarem Wandschmuck, in modernen Formen der Frömmigkeit wie in säkularen Kontexten, in der Literatur sowie in der Malerei oder der Musik.

Die Autoren und Autorinnen sind diesen vielfältigen Aspekten nachgegangen und haben anhand von 22 großformatigen Text- und Bildtafeln, zahlreichen Vitrinen- Exponaten und einer ca. 100-seitigen Ausstellungsbroschüre eine Elisabethrezeption der Spätromantik erarbeitet, wie sie in dieser thematischen Breite bislang noch nicht vorgelegt worden sein dürfte.

Ergänzend zur Ausstellung hält Dr. Dr. Joachim Kahl am 7. Juli um 18 Uhr den Vortrag „Die Heilige Elisabeth zwischen Heilsegoismus und Helfersyndrom. Eine Stadtheilige wird entzaubert“ im Lomonossow-Keller. Der Eintritt kostet vier Euro, ermäßigt drei Euro. 

Anlässlich der Finnisage der Ausstellung geben Prof. Dr. Siegfried Becker und Prof. Dr. Marita Metz-Becker am 25. September eine kulturhistorische Führung durch die Elisabethkirche. Diese beginnt um 15 Uhr. Die Teilnahme kostet 2,70 Euro (Eintritt in die Elisabethkirche).

Die Ausstellung läuft vom 12. Juni 2022 -25. September 2022
Öffnungszeiten:  Dienstag bis Freitag 14-17 Uhr; Samstag und Sonntag 11-13 und 14-17 Uhr
Der Eintritt kostet drei Euro.

 

Marburger Frauenkalender 2022 - Berühmte Frauen durch acht Jahrhunderte

Der Kalender widmet sich zwölf bedeutenden Frauenpersönlichkeiten durch 800 Jahre Stadtgeschichte, die im kulturellen Gedächtnis der Stadt Spuren hinterlassen haben. Es wurden ihnen Bauwerke, Denkmäler und andere Erinnerungszeichen für ihre besonderen Verdienste und Lebenswege zugeeignet, mit denen sie im Stadtbild präsent sind. Von den vielen bedeutenden Marburgerinnen wurden zwölf ausgewählt, die stellvertretend für die vielfältigen Leistungen von Frauen in der Geschichte stehen. Folgende zwölt Frauen wurden für den Kalender ausgewählt: Sophie von Brabant, die Tochter der Heiligen Elisabeth (1224 – 1275), Hedwig Sophie von Hessen Kassel (1623 – 1683), die Romantikerin Caroline Schlegel-Schilling (1763 – 1809), die Medizinerin Maria Anne Victoire Boivin-Gillain (1773 – 1841), Kurfürstin Auguste von Hessen (1780 – 1841), die Schriftstellerin Bettine Brentano (1785 – 1859), die Politikerin Elisabeth Selbert (1896 – 1986), die Schriftstellerin Marie Luise Kaschnitz (1901 – 1974), die Philosophin Hannah Arendt (1906 – 1975), die Wissenschaftlerin Ingeborg Weber-Kellermann (1918 – 1993) und die Theologin Margot Käßmann (geboren 1958).

Der Kalender kann ab sofort im Marburger Haus der Romantik käuflich erworben werden.

 

Führung „800 Jahre Marburger Frauengeschichte“

Gemeinsam mit der Volkshochschule der Stadt Marburg bot Prof. Dr. Marita Metz-Becker am 4. Februar die kulturhistorische Führung „800 Jahre Marburger Frauengeschichte“ an.

Vom Mittelalter, als die Heilige Elisabeth sich in Marburg aufhielt, über bedeutende Landgräfinnen in der Frühen Neuzeit und Schriftstellerinnen aus der Epoche der Romantik bis zu überregional bekannten Wissenschaftlerinnen des 20. oder 21. Jahrhunderts spiegelt sich in den in der Führung vorgestellten Frauenporträts die historische Entwicklung Marburgs zu einer weltoffenen Universitätsstadt, in der auch Frauen das wissenschaftliche und politische Leben geprägt haben. Ihre Lebensleistungen ins heutige Bewusstsein zu rufen, war Absicht der Führung, ein Stück Kultur- und Sozialgeschichte der Stadt Marburg aus noch immer ungewohnter Perspektive.

Mit Unterstützung von:
Projektträger*in
Veranstaltungsort
Marburger Haus der Romantik
Markt 16
35037 Marburg
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