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"Zwischenhausen zwischen den Welten" so der Titel für die Performances, zu denen 20 Künstler*innen eingeladen hatten und sich über jede Menge staunende Besucher*innen freuten. Ausgestaltet hatten die Initiator*innen die Straße dafür als "grüne Oase", um auf Veränderungen des städtischen Lebensdurch durch Klima- und Strukturwandel hinzuweisen.
Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies begrüßte zur Kunstperformance, die zum Staunen und Erleben einlud.
Die Organisator*innen von "Zwischenhausen zwischen den Welten" freuten sich über ein Kunstwochenende in der grünen Oase auf Zeit.
Unterschiedlichste Kunstaktionen luden zur Auseinandersetzung mit Veränderungen des städtischen Lebens unter den Einwirkungen von Klima- und Strukturwandel ein.
Die Utopie der Begrünung der Städte wollten die Organisator*innen auch durch die Vermittlung von Lebensfreude und Wohlbefinden unterstreichen - wie hier mit Live-Musik.
Auch Klangkunst gehörte wie hier die Lauschinsel zu den Installationen.
Samstags hatten die Projektträger*innen den Rasen ehrenamtlich verlegt und dabei Unterstützung von der Feuerwehr bekommen.

Performance, Theater, Musik, Tanz, Installation
Zwischenhausen zwischen den Welten

Mit "Zwischenhausen zwischen den Welten" haben 20 Marburger Künstler*innen Ursula Eske, Waltraud Mechsner-Spangenberg und Edgar Zieser mit Performance, Theater, Musik, Tanz und Installation am 17. Juli ein ganz besonderes Erlebnis parallel zur Ketzerbach geboten. Zur ihrer Auseinandersetzung zur Veränderung des städtischen Lebens unter der Einwirkung von Klima- und Strukturwandel begrüßten sie jede Menge von Besucher*innen. 

Von 15 bis 23 Uhr erlebten sie vielfältige künstlerische Interventionen, die sich mit dem Auslegen von Rasen in Zwischenhausen auch mit den Auswirkungen von Unwettern und Trockenheit auf das Mikroklima in den Städten auseinandersetzten und die Begrünung und Entsiegelung thematisierten.

"Der Klimawandel ist Realität. Das natürliche Ökosystem des Planeten Erde ist durch menschliche Eingriffe stark beeinträchtigt und in vielen Bereichen schon zerstört, mit verheerenden Auswirkungen auf die Lebensmöglichkeiten und

Foto: Uli Severin, Jan Steffen, Waltraud Mechsner Spangenberg

Lebensqualitäten. Unwetter und Trockenzeiten, übermäßige Hitze und schwere Stürme werden unser Wohnen und Arbeiten, unsere Freizeit und den Aufenthalt im Freien verändern. Den herandrängenden Problemen versuchen Kommunen und Privatpersonen durch Modifikationen des Mikroklimas in Siedlungen zu begegnen: Entsiegelungen, Begrünungen von Dächern, Fassaden und Höfen, Grünsanierungen im Bestand und Neuausrichtung von Bebauungsplänen stehen ganz oben auf den To-do-Listen", so die Initiator*innen Ursula Eske, Waltraud Mechsner-Spangenberg und Edgar Zieser. Ihr künstlerisches Ziel: "Um das Atelier Zwischen den Häusern eine Gemeinschaft von Künstlerinnen und Künstlern  formieren, die – zumindest für ein paar Stunden – die Utopie einer radikalen Idee von begrünter Stadtlandschaft aufscheinen lassen." Mit Unterstützung der Freiwilligen Feuerwehr wurde dafür die Straße mit Rollrasen begrünt, um Denkanstöße zu geben und  diese für den Moment durch Wohlbefinden und Lebensfreude auch erlebbar zu machen. Im Anschluss wurde rund 2/3 des Rasens von Helfer*innen des Abbaus und Nachbar*innen in eigenen Gärten wiederverwendet und angepflanzt, weitere Paletten vom Hersteller abgeholt und der kleinere Rest per Kompostierung dem Nährstoffkreislauf wieder zugeführt, da der Einsatz des nur noch kleinen Anteils für Reparaturen an anderer Stelle angesichts der extremen Trockenheit zu hohem, gerade auch Bewässerungs-Aufwand geführt hätte.  Das eingesetzte Vlies wird an Baustellen wieder Verwendung finden.

Die von den Künstler*innen angekündigte "grüne Straßenoase" wurde zur Plattform für unterschiedlichste Präsentationen: Nachhaltig orientierte Gastronomie befriedigte kulinarische Wünsche, die Musik von Helga Peter und Ric Ricado, Torsten Mihr und Robert Roberbeck sorgte für einen angemessenen Drive beim Kunstfest. Beide Gruppierungen standen für einen übergreifenden Musikstil, der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, Rock- Popmusik und die Inventionen eines Bob Dylan vereinten.

Der Reigen der Performances wurde eröffnet durch die Percussion-Gruppe von Kirsten Glißmann. Sie vergegenwärtigte die Welt des argentinischen Tangos und eines karibischen Lebensgefühls.

Eine Rasenbank wurde mit der Blauen Linse Marburg – dem Zusammenschluss für gestaltende Fotografie - für die Besucher*innen zum Ort, der sie in die Performance einbindet. Auf ihr konnten Interessierte posieren, performen und sich ablichten lassen. Die entstandenen Bilder wurden ausgedruckt und den Mitmachenden ausgehändigt.

Jan Luke trieb die Hoffnung auf Aufklärung und selbständiges Denken an. Er verteilte kleine verbale, grafisch hinterlegte Denkanstöße zu Vergangenheit und Zukunft von Marburg.

Anna Lena Kramß, Genua Scharmberg und das Ensemble ’Tanzimprovisation’ um Ulrike Reuter widmeten sich mit jeweils weiteren Akteurinnen und Akteuren der veränderten Körpererfahrung, wenn der Raum, in dem Körper sich bewegen, entfalten und begegnen ein anderer ist. In den abschirmend schützenden Korsettes von Bubble Balls erkundete Anna Lena Kramß Bewegungsabläufe mit allen Einschränkungen, Genua Scharmberg deklinierte Begriffe entschleunigter fußläufiger Fortbewegung, Ulrike Reuter fragte mit den Gruppenmitgliedern nach Balance in Zeiten, in denen das "Kippen auf der Kippe" steht. 

Schaurig schön oder schön schaurig zeigte Ines Vielhaben (Bild/Foto: Atelier Zwischen den Häusern) Kunstproduktion in sauerstoffarmer Umwelt. Im Inneren eines Zorbballs zeichnete sie sich mit Hilfe eines Beatmungsgerätes, das ihr ein längeres Verweilen in der hermetisch abgeschlossenen Kugel ermöglichte, pflanzliche Gebilde an die Wand des Balles, Erinnerungen an vergangene Lebensbedingungen unter funktionierender Photosynthese.

War die Performance von Ines Vielhaben in fernen Zeiten verortet, hoffte Sehriban Köksal Kurt in ihrer Gestaltung von mandalaartigen Objekten auf gegenwärtige Bewusstseinswandlung der Teilnehmerrinnen und Teilnehmer. Eine äußere Berührung im Umgang mit Naturmaterialien ziehe eine innere Anrührung nach sich, so die Künstlerin.

Albert Kaul und das Grisette Orchester adaptierten die Forderung von John Cage, dass die moderne Gesellschaft eine Musik brauche, die es gestatte, die Welt zu bewohnen. Eine intentionslose nur aus Tönen bestehende Musik öffne die Zuhörer*innen für die vorbehaltlose Begegnung mit - global betrachtet - der Welt. Grisette realisierte improvisatorisch eine an der Kompositionsreihe ’variations’ von John Cage angelehnte Klangskulptur.

Wasser als lebensspendendes Element , sein Überfluss und sein Mangel standen im Focus einer Komposition von Werner Eisenmann: "Wasser als Leben spendendes Element ist so selbstverständlich, dass wir vergessen, wie wertvoll es ist. Oft sehr rar und dann wieder im Überfluss", so seine Grundidee. Die Uraufführung einer Tondichtung korrespondierte mit der Installation von zwei Werken seiner Wusch-Fotokunst: ’Wasserfall über MR 24 Grad’ und ’Wüstenwasser 35 Grad’.

Katastrophenscenarien entwarfen auch Chris Schmetz und Gofi Müller. Pfützen jeglicher Größe ermöglichten Chris Schmetz eine künstlerische Auseinandersetzung zur Bedeutung des flüssigen Elements. Ruinen und Autowracks waren die Metaphern für zukünftige von Menschen entleerte Welten in den Bildern von Gofi Müller. Die zugehörige Klanginstallation verstärkte Wirkung und Interpretation der Bilder. 

In einem animierten Zeichenfilm machte Lea Klein Gestaltungsprozesse für eine Begrünungsinitiative der Marburger Oberstadt sichtbar. Gibt es Hoffnung für ein Klima des Wandels, wenn die Straßen begrünt werden? Schülerinnen und Schüler der 11. Klasse der Steinmühle setzten sich mit dieser Frage und ihrer Zukunftsvisionen auseinander. Die feinen Bleistiftzeichnungen von Chiara Massa-Enders, Adama Sow, Joela Schwing und Nicolas Althaus zeigten dageen die Trostlosigkeit abgeholzter Wälder oder Umweltbedingungen in denen Menschen nur mit Atemschutzmasken und Natur nur mobilen Klimakapseln überleben können. 

Gefördert durch:
Projektträger*in
Ursula Eske, Waltraud Mechsner-Spangenberg, Edgar Zieser
Ursula Eske: 0173 3685981
info@atelier-zh.de
www.atelier-zh.de
Veranstaltungsort
Straßenraum Zwischenhausen
35037 Marburg
Google Maps
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