Beim Kunstverein und im Kunstmuseum
Künstler*innen aus Europa zeigen Kunst der Gegenwart
Die Sammlung Florian Peters-Messer kombiniert bekannte Positionen zeitgenössischer Kunst mit Werken junger Künstler*innen. Sie umfasst ein breites Spektrum künstlerischer Haltungen, die sich mit den Lebensbedingungen der Gegenwart auseinandersetzen und politische sowie gesellschaftliche Entwicklungen reflektieren. Der Marburger Kunstverein und das Kunstmuseum Marburg zeigen ab 25. März die künstlerischen Arbeiten. Raumgreifende Installationen gehören genauso dazu wie Malerei, Zeichnung, Fotografie und Videokunst.
Der Titel der Ausstellung „Why can‘t we live together“ ist vom gleichnamigen Bild des Künstlers Murat Önen übernommen und stellt die Frage nach dem Verhältnis von Individuum, Beziehungen und Gesellschaft, die sich laut dem Soziologen Andreas Reckwitz seit den 1970er Jahren in eine „Gesellschaft der Singularitäten“ verwandelt hat: Die Transformation vom industriellen zum kulturellen Kapitalismus zog eine asymmetrische Verteilung von Aufmerksamkeit und Wertschätzung nach sich – Aufwertung für einen kleinen Teil der Bevölkerung, Entwertung für alle Milieus unterhalb der neuen Mittel- und Oberschicht. Während die einen mit Selbstkulturalisierung, Entfaltung und Verwirklichung beschäftigt sind, kämpfen die anderen, die „Modernisierungsverlierer“, mit den Widrigkeiten des Überlebens und fühlen sich abgehängt. Bjarne Melgaards Arbeit „I am not a piece of shit I am a piece of society“ kritisiert dieses Phänomen. Der Kanon gemeinsamer Werte ist in Auflösung begriffen, die Gesellschaft immer mehr gespalten.
Die Auswahl der im Kunstmuseum Marburg gezeigten Werke richtet den Fokus auf das Verhältnis zwischen Staat und dem Einzelnen, das Driften im öffentlichen Raum, zwischenmenschliche Begegnungen und Selbstbefragung. Im Kunstverein werden diese Themen aufgegriffen und um Fragen nach kultureller Identität und Geschlecht, der Migration sowie den Folgen des Kolonialismus und der Umweltzerstörung erweitert. Kritische Gegenwartskunst kann „zum Wechsel eingefahrener Standpunkte beitragen, Wegbereiter für die Auseinandersetzung mit neuen Inhalten werden und im besten Fall Orientierung in unserer immer komplexer werdenden Welt bieten“ (Florian Peters-Messer).
Öffnungszeiten der Ausstellung "Why can’t we live together" vom 26.03. bis 19.05.2022
Marburger Kunstverein (Gerhard-Jahn-Platz 5)
Dienstag bis Sonntag: 11:00 - 17:00 Uhr
Jeden Mittwoch: 11:00 - 20:00 Uhr
Kunstmuseum Marburg (Biegenstraße 11)
Montag, Mittwoch bis Sonntag: 11:00 bis 17:00 Uhr
Freitag, 31.03.22 und 28.04.22: 11.00 bis 21.00 Uhr