„Gemeinsam und vernetzt bewegen wir mehr“ – ein Satz, der während des internationalen Zukunftslabs der Universitätsstadt Marburg nicht nur einmal fiel. Zusammen mit Marburgs Partnerstädten Eisenach, Maribor, Northampton, Poitiers, Sibiu und Sfax haben sich rund 100 Teilnehmer*innen beim Zukunftslabor „Sister Cities for Gender Equality“ über Themen zur Geschlechtergerechtigkeit ausgetauscht – sowohl online als auch in Präsenz im Erwin-Piscator-Haus.
„In Marburg sind alle Menschen herzlich willkommen. Gemeinsam möchten wir eine Zukunft der Gleichberechtigung und Nicht-Diskriminierung gestalten. Dazu schätzen wir nicht nur die Ideen und den Austausch mit Bürger*innen aus aller Welt, sondern besonders auch mit unseren Partnerstädten, mit denen die Stadt Marburg auf eine langjährige Freundschaft zurückblickt“, sagt Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies während des Zukunftslabs.
Die Veranstaltung hat das Gleichberechtigungsreferat der Stadt Marburg anlässlich des 800. Geburtstages der Universitätsstadt organisiert. Das Zukunftslab reiht sich dabei in die Veranstaltungen des Jubiläumsschwerpunktes „Marburg erfinden“ ein. Denn die Teilnehmer*innen waren dazu eingeladen, gemeinsam in die Zukunft zu schauen. Dazu diskutierten Vertreter*innen aus Verwaltung, Politik, Zivilgesellschaft, Interessierte aus der Marburger Stadtgesellschaft und Delegationen aus Eisenach, Maribor, Northampton, Poitiers, Sibiu und Sfax gemeinsam über die Schwerpunktthemen: Politische Repräsentation von Frauen*, Arbeit gegen geschlechterbezogene Gewalt und Geschlechtergerechtigkeit im Kulturbetrieb. Insgesamt rund 100 Personen nahmen an der Veranstaltung teil. Davon waren etwa 85 live im Erwin-Piscator-Haus dabei – und das sowohl aus Marburg und Umgebung als auch aus den Partnerstädten. Die jeweilige Übersetzung auf Deutsch, Englisch oder Französisch gab es bei Interesse direkt auf die Ohren mittels Audiogerät.
Nach einer Einführung in das jeweilige Thema gingen die Teilnehmenden in eine Workshop-Phase über. Dabei erarbeiteten sie Ideen, wie Geschlechtergerechtigkeit in den Bereichen von Politik und Kultur gestärkt sowie die Arbeit gegen geschlechterbezogene Gewalt ausgebaut werden könnten.
Austausch inspiriert: Partnerstädte vernetzen sich für gemeinsame Projekte
Der Austausch war intensiv und am Ende kamen viele Vorschläge und Projektideen zusammen. Diese werden im Anschluss an das Lab zusammengetragen und ausgewertet. Stadträtin und Vorsitzende der Gleichstellungskommission Marburg, Kirsten Dinnebier, sprach sich beispielsweise in Bezug auf den Kulturbetrieb für eine starke Vernetzung der Kulturschaffenden untereinander sowie gegenseitige Unterstützung aus. Daneben brauche es Projektideen, um Frauen* im Kulturbetrieb stärker zu fördern. Dabei stellte Stadträtin Dinnebier selbst eine Idee vor: „In der vhs Marburg stellen wir während der Fototage zahlreiche Werke aus. Ich würde mich sehr freuen, wenn zum Beispiel Fotografien von Frauen* aus Sfax bei einem der Fototage in unserer vhs ausgestellt und die Künstler*innen so unterstützt werden.“
Was das Thema politische Repräsentation von Frauen* betrifft, betonte auch Bürgermeisterin Nadine Bernshausen die Wichtigkeit von solchen Austauschplattformen, wie dem Zukunftslab: „Es freut mich, dass unser Gleichberechtigungsreferat so vielen Frauen* und Männern einen Raum bietet, um gemeinsam über dieses wichtige Thema zu sprechen.“ Denn Aufgabe der Politik sie es, die Bedürfnisse aller Menschen zu berücksichtigen sowie zu repräsentieren. Doch noch immer seien Frauen* unterrepräsentiert. In dem Lab ginge es darum, Ideen zu sammeln, wie Kommunen dies in Zukunft ändern können.
Die Partnerstädte inspirierten sich mit ihren unterschiedlichen Formaten gegenseitig. So hielt die stellvertretende Bürgermeisterin von Maribor, Alenka Isgra, fest, dass sie sich die Mentoring-Programme der Städte Marburg und Eisenach näher ansehen wird. Auch Katja Wolf, Oberbürgermeisterin von Eisenach, möchte sich für das eigene Angebot stärker an dem Mentoring-Programm „Frauen in die Politik“ der Stadt Marburg orientieren. Besonders gefiele Wolf die Verknüpfung mit begleitenden Angeboten zu politischer Bildung von Frauen* in anderen Einrichtungen wie zum Beispiel der vhs in Marburg. Dem schloss sich die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Eisenach, Ulrike Quentel, ebenfalls an. Laura Griese vom Gleichberechtigungsreferat der Stadt Marburg wünscht sich einen Austausch in Bezug auf die verschiedenen Mentoring-Programme der Städte Eisenach („Aktionsprogramm Kommune – Frauen in die Politik) und Maribor („Beschattungsprogramm“), um das Mentoring-Angebot in Marburg weiterzuentwickeln. Auch in Bezug auf Täterarbeit und das Sichtbarmachen von Sexismus möchten sich die Partnerstädte zusammenzusetzen. Dort stellten Marburg, Maribor, Poitiers, Sfax und Sibiu einige ihrer Programme und Angebote vor.
Insgesamt beschlossen die Partnerstädte, sich noch stärker zu vernetzen und eine intensivere Zusammenarbeit bei gegenseitigen Projekten anzustreben. Sie wollen im Austausch miteinander Projektideen erarbeiten, um Geschlechtergerechtigkeit in verschiedenen Gesellschaftsbereichen weiter auszubauen und diese Ideen mit gegenseitiger Unterstützung umsetzen. Dazu gehören auch spezielle Angebote für zum Beispiel Jugendliche aus der LGBTQIA+-Community (Lesbian, Gay, Bi, Trans, Queer, Intersex, Asexuell Plus) oder die Arbeit gegen Gewalt an Männern, vor allem gegen sexualisierte Gewalt an schwulen Männern.
Um diese Ziele zu verfolgen, luden sich die Partnerstädte auch prompt gegenseitig ein. Dr. Christine Amend-Wegmann, Leitung des Gleichberechtigungsreferates der Stadt Marburg, kommentierte die zahlreichen Einladungen mit einem Augenzwinkern: „Sie sollten sich das gut überlegen. Sie müssen wissen, wenn Sie uns einladen, dass wir dann auch kommen. Und wir freuen uns jetzt schon auf das, was dann in der Folge daraus entsteht.“ Amend-Wegmann betonte, dass auch und besonders alle Teilnehmer*innen dazu eingeladen sind, sich untereinander und mit den Partnerstädten zu vernetzen. Wer Interesse an den Ergebnissen des Zukunftslabs hat und/oder sich in der Gruppe weiter austauschen möchte, gab am Ende seine Kontaktdaten an.
Zum Schluss bedankte sich Amend-Wegmann noch einmal bei allen Teilnehmenden: „Vielen Dank an alle, die hier waren – insbesondere auch jenen, die eine weite Anreise hatten. Es ist schön zu sehen, dass sich so viele Menschen zu diesen Themen in ihren Städten engagieren und sie in ihre Gesellschaft tragen. Wir freuen uns, dass so viele Ideen zusammengekommen sind.“
Eingerahmt wird das Zukunftslab vom Kulturprogramm „Women* on Stage for Gender Equality“, das weiterhin Veranstaltungen anbietet. Weitere Informationen gibt es unter www.marburg.de/zukunftslabKulturprogramm.
Weitere Fotos der Veranstaltung finden Sie auf der Projektseite.