Von Lichtmalerei bis zur strahlenden Kunstinstallation: Zum Abschluss der Kunstprojekte am Rudolphsplatz im Jubiläumsjahr haben die Stadt Marburg und die AG Kunst zum „Nachleuchten“ eingeladen. Bei der Feier gab es eine Licht-Installation von Marek Radke und die Gäste haben mit einem Spaziergang mit Laternen und Livemusik zu den Schauplätzen von „Kunst.Labor.Stadt.Platz“ die mehr als 15 Ausstellungen und Projekte Revue passieren lassen.
Thema des Festes war das künstlerische Spiel mit Licht. Marek Radke zeigte seine Installation „The Game“: In der Unterführung am Rudolphsplatz konnten Besucher*innen farbstarke geometrische Objekte erleben. Mittels Schwarzlicht hat der Künstler den Ort für den Blick in Galaxien geweitet und schwebende Farbflächen komponiert. Zu sehen war das Zusammentreffen von Formen, Licht und Farbe in der Passage. Bis Ende des Jahres kann die Installation nach Sonnenuntergang bewundert werden. Auch die Blaue Linse, der Zusammenschluss für gestaltende Fotografie, bot eine Aktion an: Gäste konnten selbst mit einem Leuchtstab Spuren ins Dunkel zeichnen und sie als „Lichtmalereien“ fotografisch festhalten lassen.
„Das, was hier an Kunst zu erleben war, leuchtet heute nach – und wird auch weiterhin nachleuchten“, sagte Oberbürgermeister und Kulturdezernent Dr. Thomas Spies. „Zum Stadtjubiläum konnten wir auf dem Rudolphsplatz immer wieder Gegenwartskunst im Entstehen erleben. Viele Künstler*innen haben den Platz mit ihren Werken zum Anziehungspunkt und Begegnungsort gemacht und ihm so ein neues Gesicht gegeben.“ Der OB kündigte an, dass die Nutzung dieses zentralen Orts in der Stadt als Ort für Kunst in Begegnung auch in Zukunft fortgeführt werden soll.
Spies bedankte sich bei der Kuratorin Bettina Pelz und der AG Kunst, in deren Namen Carola Schneider noch einmal an die über 15 Ausstellungen und Aktionen mit über 35 lokalen und internationalen Künstler*innen und Kollektiven erinnerte. Die Künstler*innen machten den Rudolphsplatz zeitweise zum „Wortfindungsamt“, bei dem man mit Sigrid Sandmann kreative Lieblingsworte auf Schilder zum Verteilen in der Stadt schreiben lassen konnte. Der Platz wurde öffentliches Atelier mit dem Institut für Bildende Kunst der Philipps-Universität oder auch „Pommesbude“ – als er Künstler Matthias Schamp an seinem „Mythos Grill“ Interessierte und Gäste Architekturen aus Kartoffeln schnitzen ließ und sie dann frittierte. Die Projekte erforschten mal die kantigen Formen moderner Betonarchitektur wie bei der Ausstellung „Brutal Marburg“ von Susanne Saker oder verhüllten den Platz mit blauen Tüchern wie „Arramya Azzarqa (Der Blaue Wurf)“ der tunesischen Künstlerin Mouna Jemal Siala. Aktionen wie von „The Dorf“ mit den „Raumzeitpiraten“ machten den Rudolphsplatz zu einem Ort, an dem zeitgenössische Kunst und Musik gefeiert wurden.
Auch rund um den Rudolphsplatz gab es im Jubiläumsjahr Kunstaktionen. So besuchten die Gäste beim „Nachleuchten“ die Schauplätze noch einmal bei einem Spaziergang. Dafür nahmen sie passend zum Thema Laternen mit auf den Weg. Begleitet wurden sie von der Jazz- und Bluesband „The Small Easy“, die beim Laufen spielte. Sie begleiteten die Kunstbegeisterten durch Unterführungen, über Brücken und Straßen, vorbei am Kunstverein. Dort war als Auftakt im April die Videoprojektion „Re:mixed“ von Gudrun Barenbrock zu sehen gewesen. Die Aktionen und Impulse aus dem Jubiläumsjahr sollten durch die Aktionen symbolisch zum bunten Nachleuchten gebracht werden.
So ging es auch vorbei am Depot, einem Tunnel unter der Weidenhäuser Brücke. Er wurde 2022 erstmals zum Ausstellungsort umgebaut. Dort hatten Künstler*innen, die in Marburg studieren, studierten oder lehren, ihre Arbeiten gezeigt. Sie projizierten auf nachleuchtende Farbe und entwickelten so die Idee, Motive der Stadt und ihrer Geschichte nachleuchten zu lassen. Über die Aktionen am Platz hinaus trugen Veranstaltungsreihen und Workshops wie „Queer.Art.Marburg“ und Kunstvermittlungsprogramme wie den „Diversity Visits“ Aspekte der Vielfalt in den Künsten und des Zusammenlebens in der Stadt in die Öffentlichkeit. Die schönsten Momente der Aktionen und Ausstellungen zeigte eine große Projektion von Fotos am BiP-Gebäude.
„Kunst.Labor.Stadt.Platz“ hatte auch dazu angeregt, miteinander ins Gespräch zu kommen. So ging es auch beim Abschlussfest darum, wie der Rudolpshplatz auch künftig weiter als Ort der Kunst, des Zusammenkommens und Experimentierens erhalten bleiben kann. Dafür will sich die AG Kunst weiterhin einsetzen.
Kunst.Labor.Stadt.Platz fand als Projekt zum Stadtjubiläum im Rahmen des Marburg800-Schwerpunktes „Marburg erfinden“ statt. Initiatorin der Kunstprojekte am Rudolphsplatz war in Zusammenarbeit mit dem Fachdienst Kultur der Stadt Marburg die AG Kunst. Beteiligt waren der Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler (BBK), das KulturNetzwerkFotografieMarburg, die KunstWerkStatt Marburg, die Hiobs Bar, das Institut für Bildende Kunst, Mitarbeiter*innen des ehemaligen Instituts für Kirchenbau und Kunst der Gegenwart, der Marburger Kunstverein und das Museum für Kunst und Kulturgeschichte. Das Projekt wurde zum Stadtjubiläum von der Stadt Marburg finanziert.