Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies (3.v.l.) wirbt mit Doris Autzen (MSLT, v.r.), Kuratorin Dr. Susanne Rodemeier (Philipps-Universität), Jan Röllmann (Stadtmarketing), Thomas Winzer (Inosoft) und Monika Bunk (Fachdienst Kultur) für die Ausstellung „Jüdisches Leben in Marburg“ und die Besichtigung der virtuellen alten Synagoge. Eröffnung: 25. Mai. (Fotos: Patricia Grähling, Stadt Marburg)
11.05.2022
Stadt Marburg/Marburg800
Eröffnung und Auftakt - Marburg erinnern

Ab 25. Mai: Ausstellung jüdisches Leben und Erlebnis mit VR-Brille

Ob Einblicke in jüdisches Leben heute oder Reise ins 14. Jahrhundert: Die Stadt Marburg widmet sich im Jubiläumsjahr „Marburg800“ auch dem jüdischen Leben in Marburg. Eine Ausstellung der Religionskundlichen Sammlung der Philipps-Universität zeigt ab 24. Mai das Judentum in der Universitätsstadt heute. Eine Reise in die Vergangenheit ermöglicht die virtuelle Realität: Die Firma Inosoft hat die alte Synagoge digital erlebbar gemacht. Bei Inosoft (Im Rudert 15) können die Brillen ausprobiert werden.

Weitere Informationen zur Ausstellung hier und unter uni-marburg.de/NoSAv sowie Erste Bilder der „Virtuellen Synagoge“ hier.

„Zum Stadtjubiläum wollen wir uns mit Gegenwart und Zukunft beschäftigen, aber auch in die Vergangenheit schauen. Denn auch die Zukunft beginnt mit dem Erinnern, das gleichzeitig das eigene Selbstverständnis prägt. Einen besonderen Schwerpunkt legen wir zu Marburg800 auf das Judentum und widmen diesem eine eigene Ausstellung“, so Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies.

„Jüdisches Leben in Marburg: Erinnern schafft Identität“ im Rathaus ist eine der zentralen Ausstellungen zum Stadtjubiläum. Sie ist vom 24. Mai bis 24. August zu sehen. Die Ausstellung gibt anhand von Objekten, Fotos, Interviewausschnitten und Audiomaterialien Einblick in Lebensgeschichten und die gelebte Vielfalt des Judentums in Marburg. Die Ausstellung porträtiert neun Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Marburg anhand von Gegenständen aus dem Lebensalltag oder dem jüdischen Ritus: Etwa mit einem Schachbrett und einem Schabbatlicht werden jeweils sehr persönliche Bezüge zum Judentum gezeigt.

Entstanden ist die Ausstellung unter inhaltlicher Federführung der Religionskundlichen Sammlung der Universität. Wie Kuratorin Dr. Susanne Rodemeier betont, war die Verwirklichung nur durch die enge Kooperation mit der Jüdischen Gemeinde und der Stadt Marburg möglich. Zusätzliche Förderung kam von der Szloma-Albam-Stiftung und der Hessischen Kulturstiftung.

Feierlich eröffnet wird „Jüdisches Leben in Marburg: Erinnern schafft Identität“ am 24. Mai um 18 Uhr im Rathaus. Die Ausstellung wird von einem Kulturprogramm begleitet, das am 24. Juni im Rahmen der „Nacht der Kunst“ mit Gesprächen mit der Kuratorin Dr. Susanne Rodemeier startet. Am 28. Juni findet um 19 Uhr im Rathaus ein Podiumsgespräch unter dem Titel „Jüdisches Leben: Vom Weggehen und Ankommen“ statt. Am 14. Juli um 19 Uhr geht es in der Aula der Alten Universität mit Konzert und Vortrag des Pianisten und Musikwissenschaftlers Jascha Nemtsov weiter. Teil der Ausstellung ist ein Ort für Begegnungen: Auf einem Sofa können Menschen zum Gespräch Platz nehmen. Dort wird am 3. und 31. Juli die Kuratorin Dr. Susanne Rodemeier mit Mitgliedern der Jüdischen Gemeinde Marburg ins Gespräch kommen. Weitere Termine werden kurzfristig angekündigt. Den Abschluss bildet am 24. August um 18 Uhr im Rathaus der Abend „Judentum in Liedern und Texten“, mit Rezitationen und Gesang aus der jüdischen Welt.

Erlebnis „Virtuelle Synagoge“

Die „Virtuelle Synagoge“ ist ein Marburg800-Projekt der Marburger IT-Firma Inosoft. Bei der Firma Inosoft (Im Rudert 15) können Besucher*innen mit Virtual-Reality-Brillen in das 14. Jahrhundert eintauchen und die mittelalterliche Synagoge am Obermarkt in der damaligen Zeit erleben. Auf der Grundlage von alten Zeichnungen, Fotos der Ausgrabungsstätte und Hinweisen von Historiker*innen wurde das Gebäude maßstabsgetreu so nachempfunden, dass es mit einer Datenbrille nahezu real erlebbar ist. So sind beispielsweise Marktgeräusche zu hören, wenn man bei flackerndem Kerzenschein das virtuelle Gotteshaus betritt. Durch das alte Gemäuer schreitend, gelangen die Besucher*innen zum Torahschrank und auf nie zuvor gesehene Weise wird die mittelalterliche Synagoge mit fast allen Sinnen wieder erfahrbar.

Die Idee, die in den 90er-Jahren bei Bauarbeiten entdeckte mittelalterliche Synagoge virtuell wieder aufzubauen, ist ein Marburg800-Projekt, das die Jubiläumsschwerpunkte erinnern, erleben und erfinden verbindet: „Der Gegenstand ist die Geschichte, die Methode die Zukunft, die Erfahrung die Gegenwart“, freut sich Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies und lädt alle zur Ausstellungseröffnung ein, bei der Inosoft-Vorstand Thomas Winzer und seine Mitarbeiter*innen auch die Erlebnisreise über Virtual-Reality-Brillen vorstellen werden. Die Marburger IT-Firma hat als Sponsor die „Realität“ der „Virtuellen Synagoge“ entwickelt und stellt das Ergebnis der Marburger Stadtgesellschaft und allen anderen Interessierten unentgeltlich zur Verfügung.

Weitere Orte, an denen die VR-Brillen ausprobiert werden können, werden hinzukommen. Auch beim Tischlein-deck-dich auf der gesperrten Stadtautobahn am 5. Juni waren die VR-Brillen zum Testen dabei.

Die Ausstellung „Jüdisches Leben in Marburg: Erinnern schafft Identität“ ist während der Öffnungszeiten des Rathauses, montags bis mittwochs von 7 bis 16 Uhr, donnerstags von 7 bis 18 Uhr und freitags von 7 bis 12.30 Uhr zu sehen. Führungen finden dienstags um 12 Uhr statt. Der Eintritt ist frei.

 

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