Die Ausstellung „Jüdisches Leben in Marburg“ zeigte ein Vierteljahr, wie Erinnerung unser tägliches Leben bestimmt. Nun schließt sie am Mittwoch, 24. August, um 18 Uhr im historischen Rathaussaal mit dem Musiker und Kabarettisten Aliosha Biz, der den russisch-jüdischen Alltag aus ungewöhnlicher Perspektive in den Blick nimmt.
Ganz normale Alltagsgegenstände von der Wanduhr bis zur Streichholzschachtel haben drei Monate lang im Rathaus individuell, bunt und vielschichtig vom Leben und der Geschichte jüdischer Marburger*innen erzählt. Zum Abschluss lädt uns der jüdische Musiker und Kabarettist Aliosha Biz bei seiner Deutschlandpremiere ein, an seiner Geschichte teilzuhaben. Ein Programm „Der Fiddler ohne Ruf“ ist ein russisch-jüdischer Kabarett-Reigen mit „a bissele a Muzik“ und viel politisch inkorrektem, slawischem, jüdischem und sonstigem Humor.
Aliosha Biz wurde in Moskau geboren. Wie alle sowjetischen Kinder musste er bei der Erdäpfelernte helfen und Geige spielen. Als diese kaum zumutbare Kindheit vorbei war, entschied er sich eines Tages, in die Stadt seiner Großeltern, nach Wien überzusiedeln, wo er noch am selben Abend am Südbahnhof ausstieg. Heute unterhält der Künstler sein Publikum mit skurrilen russisch-jüdischen Geschichten, lässt Oligarchen als politische Strippenzieher auftreten und erklärt, wie man als Osteuropäer Tiroler Dialekt sprechen lernt. Geige spielt er dazu auch noch. Wenn er will.
Die Universitätsstadt Marburg und die Religionskundliche Sammlung der Philipps Universität laden zu einem beschwingten Ausklang einer Ausstellung ein, die ihrerseits das jüdische Leben, und auch das jüdisch-russische Leben spiegelte. Denn in Marburg stammen viele Mitglieder der jüdischen Gemeinschaft aus Osteuropa. So ist nicht unwahrscheinlich, dass nicht nur die Mitwirkenden an der Ausstellung, sondern auch viele ihrer Besucher etliches aus dem Programm schmunzelnd wiedererkennen und manches staunend neu entdecken werden.